Der Weg zum Ruhm

1986 bis 1987 – Die Weichen zum Europa-Erfolg werden gestellt

Tina Theune, die 1986 die Fußballfrauen als Trainerin unter ihre Fittiche nahm, sollte sich als großer Glücksgriff herausstellen. Bis der Erfolg sichtlich Früchte trug, sollten aber noch ein paar Jahre vergehen. Vielleicht war es gar nicht so übel, dass die Teilnahme an der ersten Europameisterschaft knapp verfehlt wurde. Der Kampfgeist, der unbestreitbar ohnehin bereits vorher vorhanden war, wurde auf ein Maximum geschraubt. In den Qualifikationsspielen war dem Team der Durchbruch schließlich nur sehr knapp entgangen. Wahrscheinlich kann jeder ein wenig nachfühlen, wie es ist, einen Herzenswunsch um ein winziges Quäntchen zu verfehlen. Es ist vielleicht noch schlimmer, als haushoch und eindeutig zu verlieren. Das neue System zur Sichtung talentierter und teilweise jüngerer Spielerinnen war eine der Strategien, die Tina Theune entwickelte. Im Nachhinein betrachtet war das möglicherweise ein kluger Schachzug im Sinne von “einen Schritt zurück und dann zwei vorwärts”. Denn auch 1987 scheiterte die frische und verjüngte Mannschaft an den Qualifikationen zur Europameisterschaft. Umso großartiger war die Sensation, die dann folgte:

Das Fußballjahr 1989 – Deutsche Frauen werden endlich Europameister

Im Jahre 1989 fanden wieder die Europameisterschafts-Qualifikationsrunden statt. Alle Mühe der vergangenen Jahre zahlte sich nun aus. Die deutschen Frauen kassierten nicht ein einziges Tor. Am 17. September trafen sie auch wieder auf die Schweizerinnen und besiegten diese mit einem sagenhaften 10:0. Der Sieg in zweistelliger Höhe war ein Rekord für das Team. Danach mussten sich auch noch die Kontrahentinnen aus der Tschechoslowakei geschlagen geben. Das Viertelfinale war überstanden und die Mannschaft stand endlich in der Endrunde. Diese fand, als wäre es vom Schicksal so gewollt gewesen, sogar in Deutschland statt. Im Halbfinale in Siegen gab es kein Halten mehr. Die Begegnung mit Italien in Siegen war für die deutsche Frauennationalmannschaft das erste Länderspiel, das im Fernsehen übertragen wurde. Die Einschaltquoten ließen sogar Steffi Graf blass aussehen, deren Tennismatch gleichzeitig im TV lief. Marion Isbert, die Torfrau, sorgte für reichlich Gesprächsstoff. Sie wehrte drei Elfmeter geschickt ab und als Krönung verwandelte sie in einem wahnwitzigen Manöver einen Strafstoß. Die Damen zogen ins Finale ein und trafen in Osnabrück auf die Norwegerinnen, die als unbesiegbar galten. Über 23.000 Zuschauer wurden Zeugen, wie die DFB-Elf die Favoritinnen mit 4:1 in die Knie zwang. Die Titelverteidigung gelang mit Bravour und es folgten Europa-Meisterschaftstitel in den Jahren 1991 und 1995.

Auf Weltklasse-Niveau und bei den Olympischen Spielen

Die deutsche Nationalmannschaft der Frauen ist inzwischen weltbekannt. Sie schaffte es, an allen Weltmeisterschaften teilzunehmen. In den Jahren 2003 und 2007 erkämpften sie jeweils den begehrten Weltmeistertitel. 1995 hätte das auch beinahe schon geklappt, aber sie verfehlten den Finalsieg gegen Norwegen ganz knapp. Auch die Erfolge bei den Olympischen Spielen sind beachtlich. In den Jahren 2000, 2004 und 2008 holten die Frauen der A-Nationalmannschaften Bronze. Das Jahr 2016 wurde ein bedeutendes Olympia-Jahr in der Geschichte des Frauenfußballs. Alle Augen richteten sich auf das brasilianische Rio de Janeiro, wo Deutschland gegen Schweden im Finale stand. Aus einer spektakulären und nervenaufreibenden Partie gingen die deutschen Damen siegreich und mit Olympischen Gold hervor. Ein großer Teil des Erfolgs ist dem unermüdlichen Einsatz der Trainer zu verdanken, unter denen sich mit Tina Theune und Silvia Neid auch Frauen befanden. Inzwischen nimmt Horst Hrubesch als neuer Bundestrainer die Geschicke der Mannschaft in die Hand und wird nach einem verheißungsvollen Start sicherlich noch mehr Leistung auf internationaler Ebene aus dem Team herauskitzeln.